Bildunterschrift: Mangelerscheinungen, wie hier durch fehlendes Magnesium, haben immer Einfluss auf die Qualität der Moste und damit auch auf die des Weines.
Durch schwere Erntemaschinen hervorgerufene Bodenverdichtungen führen in manchen Jahren zu einer Hemmung des Wurzelwachstums und damit auch der Nährstoffaufnahme der Reben. Kommt es dann noch zu längeren trockenen und heißen Wetterphasen, kann dies schnell zu Ernährungsstörungen der Rebe führen. Ernährungsstörungen haben immer Einfluss auf Qualität und Gärung der Moste und somit auch auf die Weinqualität. Eine gezielte Unterstützung der Nährstoffaufnahme über das Blatt kann in solchen Stresssituationen einen entscheidenden Einfluss auf das Erntegut haben. Eine Blattdüngung zeichnet sich dadurch aus, dass sie eine Bodendüngung und Bodenpflege entscheidend ergänzt, aber nicht ersetzt. Für Blattdünger gibt es drei klassische Anwendungsgebiete:
- Chlorosebekämpfung
- N-Blattdüngung
- Mg-Blattdüngung zur Bekämpfung der Stiellähme
Eisenmangel-Chlorose
Die Chlorose in Folge von Eisenmangel kann mehrere Ursachen haben. Der exakte Ablauf der Entstehung dieser Chlorose an der Rebe ist noch nicht vollständig geklärt. Auf kalkreichen Standorten mit einem hohem pH-Wert sowie auf verdichteten oder staunassen Böden (Sauerstoffmangel) wird die Aufnahme und Verfügbarkeit von Eisen gehemmt, was zur Vergilbung vor allem junger Blätter und der Triebspitze führt. Die beste Wirkung haben nicht unbedingt auch die Produkte mit dem größten Eisengehalt. Entscheidend ist die Aufnahmemenge der Pflanze über das Blatt. Diese wird maßgeblich von der Formulierung und der Verweildauer (Regenfestigkeit) auf dem Blatt beeinflusst. Der Zusatz von einem Netzmittel erhöht die Kontaktfläche des Nährstoffs auf dem Blatt und fördert dadurch die Aufnahme. Wichtig für den Erfolg einer Eisen- Blattdüngung ist vor allem der frühzeitige Beginn der Behandlungen. Gute Ergebnisse werden mit chelatisierten Eisen-Blattdüngern oder Lebosol Eisencitrat erzielt. Der Zusatz des Haftmittels NU-Film-P sorgt für eine optimale Verteilung auf dem Blatt und gewährleistet eine Regenfestigkeit von bis zu sieben Tagen. Auf die Zugabe eines solchen Netz und Haftmittels sollte bei einer Chlorose-Behandlung daher nicht verzichtet werden. Sobald die ersten Vergilbungsanzeichen erscheinen, erfolgt die Anwendung dieser Produkte in einem 10-tägigen Abstand bis zum Abklingen der Symptome. In der Blüte sollte jedoch kein Einsatz erfolgen.
Qualitätssicherung
Die Blattdüngung mit Stickstoff kann die Qualität sichern. In einer Veröffentlichung über Blattdüngung im Weinbau schreibt Bernd Ziegler vom DLR Rheinpfalz: „In trockenen Jahren kann es besonders in begrünten Anlagen zu Engpässen in der Stickstoffernährung kommen. In Versuchen des DLR Neustadt mit Harnstoffspritzungen konnte gerade in solchen Jahren ein aktiveres Laub, aber auch ein höherer Gehalt an hefeverwertbaren Stickstoffverbindungen im Most nachgewiesen werden. Dadurch gärten die Weine problemloser durch, was ihrer Reintönigkeit sehr zuträglich sein kann.“ Das Angebot von stickstoffhaltigen Blattdüngern in organischer sowie mineralischer Form hat in den vergangenen Jahren so zugenommen, dass es für Anwender schwierig ist, das „richtige“ Produkt auszuwählen. Letztlich kann von der Rebe Stickstoff nur als Harnstoff über das Blatt aufgenommen werden. Daher basieren alle mineralischen N-Blattdünger auf Harnstoffbasis, der entweder flüssig formuliert (Folur) oder streufähig ist. Der Vorteil von flüssig formulierten Blattdüngern gegenüber streufähigem Harnstoff liegt im verminderten Biuret-Gehalt. Diese produktionsbedingte Verunreinigung kann zu Blattverbrennungen führen.
Spurennährstoffdüngung über das Blatt
Viele stickstoffhaltigen Blattdünger werden heute als NPK-Düngelösungen angeboten. Der Vorteil dieser Produkte liegt im Wesentlichen in der Ausgewogenheit der Nährstoffe. Wenn Ernährungsstörungen durch Stresssituationen auftreten, können solche Produkte eine beachtliche vitalisierende Wirkung auf die Rebe haben. In Verbindung mit Spurennährstoffen wie beispielsweise Bor, Mangan oder Zink decken solche Produkte gleichzeitig einen erheblichen Teil des Bedarfs an Spurennährstoffen ab. Zur Vermeidung von Spurenelementmangel ist die Wirkung solcher Blattdüngung daher unstrittig. Die RWZ bietet schwerpunktmäßig einen von der Firma Yara speziell für den Weinbau produzierten NPKBlattdünger mit Bor, Kupfer, Mangan, Molybdän und Zink an. Ganz eindeutig hat sich hier ein früher Anwendungsbeginn bereits vor der Blüte als vorteilhaft erwiesen.
Stiellähmebekämpfung
Die Stiellähme ist eine Stoffwechselstörung der Rebe. Diese Störung wirkt auf das Traubengerüst, besonders während der Reifephase. Für diese „Krankheit“ sind hauptsächlich ernährungsphysiologische Faktoren verantwortlich. Ursachen für die Stiellähme sind vor allem im gestörten Wasserhaushalt zu suchen. So werden die Symptome oft bei häufigem oder extremem Wechsel von Trocken und Feuchtphasen bzw. nach hohen Niederschlägen beim Weichwerden der Beeren beobachtet. Oft sind Jahre mit starkem, plötzlichem Wachstumsschub auch typische Stiellähmejahre. Eine gestörte Versorgung mit Kalium, Kalzium oder Magnesium können ebenfalls Stiellähme auslösen. Liegen empfindliche Sorten und befallsanfällige Standorte vor, kann durch Zugabe von magnesiumhaltigen Präparaten nach der Blüte eine Befallsminderung erreicht werden. Wie viele Versuche zeigen, sind zwei Behandlungen mit magnesiumhaltigen Präparaten sehr wirksam. Die erste Anwendung sollte beim Beginn der Beerenreife mit Bittersalz (18–20 kg/ha mit 600–800 l Wasser) durchgeführt werden, die zweite acht bis zehn Tage später. Um die mancherorts geäußerte Befürchtung von unerwünschten Bittertönen zu vermeiden, sollte die letzte Behandlung nicht mit EPSO Top (Bittersalz), sondern mit einem Magnesia-Präparat wie zum Beispiel Lebosol- Magnesium 500 mit einer Aufwandmenge von 5 l/ha erfolgen. Andere Mg-Formulierungen können vom Blatt noch leichter aufgenommen werden als EPSO Top (Bittersalz), weshalb diese in wesentlich geringeren Mengen verwendet werden können.
Fazit
Eine ausgewogene, dem Standort angepasste Bodendüngung verbunden mit entsprechenden Bodenpflegemaßnahmen ist mit einer Blattdüngung nicht zu ersetzen. In Stresssituationen oder bei ernährungsphysiologischen Störungen der Rebe können Blattdünger zum richtigen Zeitpunkt angewendet zur Minderung von Mangelsymptomen führen. Zur Behebung von latentem Spurennährstoffmangel ist die Blattdüngung unstrittig.